12. mai 2025

Interview: HZ Insurance

inter-pension Geschäftsführer, Nico Fiore, setzt sich im Gespräch mit Andreas Minor von der HZ Insurance gegen eine höhere Besteuerung von Kapitalbezügen ein.

Der Vorschlag einer stärkeren Besteuerung von Kapitalbezügen scheint unterdessen vom Tisch. Warum engagiert sich inter-pension trotzdem weiter gegen die Besteuerungsidee?

Der Eindruck, die Diskussion sei bereits beendet, trügt leider. Zwar ist die Vernehmlassung zum Entlastungspaket 2027 am 5. Mai abgeschlossen – doch damit beginnt erst die nächste Phase: die Auswertung der Eingaben, gefolgt von der Ausarbeitung der Botschaft durch den Bundesrat, die im Herbst 2025 erwartet wird. Die Idee einer erhöhten Besteuerung von Kapitalleistungen ist also keineswegs vom Tisch – sie schwebt vielmehr wie ein Damoklesschwert über der zweiten Säule. Gerade deshalb bleibt es für inter-pension zentral, aktiv Stellung zu beziehen. Die Versicherten unserer Mitglieder sind auf eine verlässliche und berechenbare Vorsorge angewiesen - Die zweite Säule lebt vom Vertrauen. Wenn dieses durch steuerliche Experimente und politische Signalfehler erodiert, geraten die langfristige Sicherung und die Akzeptanz der beruflichen Vorsorge ins Wanken. Es entsteht ein gefährliches Ungleichgewicht: Letztes Jahr wurde der Ausbau der 1. Säule beschlossen – ein sozialpolitisches Zeichen. Nun soll die zweite Säule geschwächt werden, und das kurz nach dem Nein zur BVG-Reform durch das Stimmvolk. Wer Kapitalbezüge einseitig bestraft, riskiert, die Systemlogik aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und das in einem Zeitpunkt, wo unser Vorsorgesystem Stabilität und Vertrauen dringend braucht.

 

Der Bund braucht mehr Geld, um die höheren Sozialausgaben zu decken, die wachsenden Ausgaben für Infrastruktur oder etwa die Modernisierung der Armee zu finanzieren. Ist es da nicht etwas kurzsichtig, Gegensteuer zu geben?

Wir bestreiten nicht, dass der Bund vor grossen finanziellen Herausforderungen steht. Doch gerade deshalb braucht es gezielte, ausgewogene und systemgerechte Lösungen. Die Vorsorgepolitik darf nicht zur kurzfristigen Steuerpolitik werden. Wer die zweite Säule heute schwächt, riskiert langfristig höhere Ausgaben im Sozialwesen. Denn eine starke berufliche Vorsorge entlastet die AHV und verhindert Altersarmut. Man darf nicht vergessen, dass wir gerade weil wir eine 2. Säule haben uns das heutige Rentenalter von 65 Jahre noch leisten können.

 

Steuervermeidung via horrender PK-Einzahlungen gelingt vor allem gut betuchten besser. Sollte man diese Praxis der Entsolidarisierung nicht Einhalt gebieten?

Ich kann es nachvollziehen, wenn Extrembeispiele in der öffentlichen Wahrnehmung für Stirnrunzeln sorgen. Doch diese Einzelfälle als Basis für pauschale Restriktionen heranzuziehen, wäre kurzsichtig und systemisch problematisch. Ein Pensionskasseneinkauf ist in erster Linie ein Instrument zur Schliessung von Vorsorgelücken – und solche entstehen bei weitem nicht nur bei den Vermögendsten. Wer aus familiären Gründen, wegen Teilzeitarbeit oder wegen später Eintritte in den Arbeitsmarkt Lücken in der zweiten Säule aufweist, ist auf die Möglichkeit angewiesen, diese durch freiwillige Einkäufe zu kompensieren. Ein generelles Misstrauen gegenüber dieser Möglichkeit trifft also nicht «die Reichen», sondern auch ganz normale Erwerbstätige, Selbstständige oder Eltern, die ihre Vorsorge selbstbestimmt stärken möchten. Die individuelle Verantwortung in der Vorsorge darf nicht untergraben werden. Denn genau sie ist ein tragendes Element unseres Dreisäulensystems.

 

Wäre eine Halbierung des maximal versicherten Lohns auf rund 450 000 Franken, wie sie die Mitte vorschlägt, für Ihren Verband ein gangbarer Weg?

Diese Diskussion ist vielschichtiger, als sie auf den ersten Blick erscheint. Der Vorschlag mag auf eine gewisse politische Symbolik setzen – das Ziel scheint klar: einzelne, besonders hohe Einkäufe zu begrenzen. Doch Regulierung, die auf Einzelfälle abzielt, birgt immer das Risiko, den breiten Systemnutzen für die Mehrheit zu schmälern. In der beruflichen Vorsorge sollte das Regelwerk nicht durch die Ausnahmefälle definiert werden. Vielmehr geht es darum, tragfähige und praxistaugliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die einer heterogenen Erwerbsbevölkerung gerecht werden – und das sind nicht nur Top-Verdiener, sondern auch Rückkehrerinnen in den Beruf, Selbständigerwerbende mit Vorsorgelücken oder Personen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien. Für viele von ihnen sind freiwillige Einkäufe ein legitimes und wertvolles Instrument zur Schliessung von Lücken – nicht ein Steuersparmodell. Bislang liegt meines Wissens kein konkreter Vorstoss zur Halbierung des überobligatorischen Maximallohns vor – eine offizielle Positionierung unseres Verbands erfolgt deshalb zu gegebener Zeit. Doch eines ist klar: Pauschallösungen im BVG-Bereich müssen sehr genau geprüft werden – denn sie betreffen ein System mit rund 4.5 Millionen Versicherten, das Vertrauen, Planbarkeit und breite Akzeptanz braucht.

 

Der Link zum vollständigen Interview: Verband Inter-Pension sieht weiter die Gefahr höherer Steuern bei PK-Kapitalbezügen | HZ Insurance

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Publikation: Kolumne in Penso

inter-pension Geschäftsführer, Nico Fiore, schreibt in seiner Kolumne im HR-Magazin Penso über die Entschädigungen von Stiftungsratsmitgliedern.

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Interview: HZ Insurance

inter-pension Geschäftsführer, Nico Fiore, setzt sich im Gespräch mit Andreas Minor von der HZ Insurance gegen eine höhere Besteuerung von Kapitalbezügen ein.

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